Der klassische weststeirische Schilcher
Im weststeirischen Hügelland reift ein Wein, der einzigartig auf der ganzen Welt ist – der Schilcher. Er konnte sich seine Ursprünglichkeit und Besonderheit über mehr als zwei Jahrtausende erhalten. Der Schilcher zählt somit zu den ältesten Weinen Mitteleuropas.
Bereits die Kelten sollen in der La-Tene-Zeit (400 v. Chr.) im Gebiet der heutigen Steiermark einen Wein aus der heimischen Wildrebe, der Wildbachertraube, gezogen haben. Im Jahr 1580 wurde der Schilcher im Weinbuch von Johann Rasch zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Seit dem 16. Jahrhundert kommt er in allen Kellerbüchern der steirischen Herrschaften und Klöster vor. Auch im Kloster Stainz wurde Weinbau betrieben. Der innerösterreichische Weinhandel florierte; über die „Weinstraße” und die „Weinebene” der Koralpe führten die Transporte.
Die Wildbacherrebe ist ein Kind der Weststeiermark. Sie wurde 1841 zum ersten Mal klassifiziert. Erzherzog Johann war ein großer Förderer des Schilchers. Mit Hilfe seines Verwalters Anton Neuhold konnte er die erste Schilcherrebenschule der Weststeiermark errichten. Er ließ über acht Joch Weingärten mit dem Wildbacher ansetzen.
So erreichte die Schilcherkultur um 1850 einen hohen Stand. Eine große Bedrohung kam auf den Weinbau zu. Hier erwies sich die Sparkasse Stainz als Retterin des Schilcherweinbaus. Sie erwarb das berühmte Weingut „Engelweingarten” in Kothvogel. Der Pächter Josef Puchas senior führte die Umstellung des Wildbachers auf eine amerikanische, reblausimmune Unterlagsrebe durch. In den 50er Jahren kam der Schilcher plötzlich aus der Mode, er wurde als „nicht salonfähig” abgetan. Seit den 70er Jahren nimmt der Schilcher einen kontinuierlichen Aufschwung. Dies dürfte auch mit
der Umkehr im Geschmackstrend der Konsumenten zusammenhängen. Schilcher wird in der Weststeiermark von Ligist über St. Stefan, Stainz Bad Gams, Wildbach, Deutschlandsberg, Schwanberg bis Eibiswald angebaut. Die Schilcherweinstraße verbindet alle Schilcherweinbauern der Weststeiermark zu einer attraktiven Rundreise. Auch in Teilen der Oststeiermark ist der blaue Wildbacher zu finden, doch sein typisches Bukett kann er nur auf den Gneis- und Schiefer- Urgesteinsböden des weststeirischen Hügellandes entwickeln.
Seit 1976 gibt es ein Gesetz zum Sorten- und Herkunftsschutz des Schilchers. Es besagt: als Schilcher dürfen nur Weine deklariert und verkauft werden, die zu 100% aus der blauen Wildbachertraube gekeltert werden und ausschließlich in der Steiermark gewachsen sind. Zusätzlich gibt es die Schilcher-Schutzmarke mit dem Symbol des „weißen Pferdes” die Qualität, Herkunft und Menge strengstens kontrolliert.
Der Schilcher zählt zu den Rotweinen. Seinen Namen hat er auf Grund der „schillernden” Farbe – die Nuancen reichen von blaßrosa über zwiebelfarben bis rubinrot – erhalten. Angebaut wird der Wildbacher auf sehr gutem, warmen Lagen bis zu einer Seehöhe von 600 Metern. Oft sind die Weinhänge sehr steil, so daß ein Maschineneinsatz kaum möglich ist und viele Arbeiten manuell gemacht werden müssen. Die Weststeiermark zählt zu den kleinsten Weinbaugebieten von Österreich; dem Schilcheranbau ist nur eine Fläche von ca. 200 ha vorbehalten. Die durchwegs klein strukturierten Betriebe weisen eine durchschnittliche Anbaufläche von 0,45 ha pro Betrieb auf. Die meisten west- steirischen Weinbauern führen ihren Betrieb als Nebenerwerb. Viele haben eine Buschenschank oder betreiben nur Flaschenverkauf.
In Stainz selbst gibt es noch drei Weinbauern. Im August finden jedes Jahr die „Stainzer Schilchertage” auf dem Hauptplatz statt. Hier können Schilcherkostproben von den verschiedenen Weinbauern genommen werden. Auch die Vinothek in Rassach bietet die Möglichkeit, während des ganzen Jahres Schilcher zu kosten und zu kaufen.
Heute reicht die jährlich produzierte Menge Schilcher bei weitem nicht aus, um alle Schilcherfreunde zu versorgen. Der Schilcher, der als „sauer” gilt, da er einen hohen Prozentsatz an Weinsäure enthält, und der früher oft als „Heckenklescher”, „Rabiatperle” oder „Faustschilcher” bezeichnet wurde, ist heute zum international gefragten Qualitätswein Nr. 1 geworden.
© Marktgemeinde Stainz; Marktgemeinde Lannach
Der Schilcher
Den Schilcher – wann mas recht betrocht
hot unser Hergott extra gmocht
nur für ́n Steirer als a Gnod,
daß er zu jeder Stund wos hot,
wia d ́ Muatamilch a kloana Bua,
z ́ Mittog, auf d ́ Nocht und in der Fruah.
Wanns eahm in Winter feindla friert,
und erst in Summer gegn die Hitz
als Mittl gegnan lästan Schwitz.
Er brauchtn, wanns wo lusti sand,
und goar alloan erst gegnan Grant.
Er gfreut eahm, ist a Hondl grotn
und bei der Stellung zu d ́ Suldotn,
und gegns Kranksein hilft er besser
wia jeder Dokter und Professor.
Und muaß onas goar auf Eibiswold,
so geht er zerst in Keller holt
und loßt si nocha liaber gfolln
das gottverfluachte Steuerzohln.
Und wos d ́ a onpokst umanond,
es geht dir leichter von der Hond,
ban Koartnspilln, ban Kegelscheibm
un bei den hundert Ausweis schreibm.
Und goar erst bei die Weiberleut
bringt Schilcher erst die rechte Freud,
wann ma mit Oana ausredt still,
döi zerst net tuan möcht, wia ma will;
und is scha gfahlt, muaßt goar zua olln
der Hebamm no an Schilcher zohln.
Darum, deshalb und derentwegen
is holt der Schilcher recht a Segn.
© Ehrenschlaraffe Moosbock
(profan Dr. Hans Klöpfer *18.08.1867 – †27.06.1944
Arzt & Schriftsteller)